Donnerstag, 6. September 2012

Buchkritik: Philipp Probst, Der Storykiller

Böse Medienbranche und ein toter Politiker

Philipp Probst schildert die Boulevard-Presse in einem schlechten Licht


Der Schweizer Nationalrat Alfred Jasper stürzt in den Alpen im Berner
Oberland in den Tod. Ein Redakteur namens Alex Gaster soll über
den Fall für ein Boulevard-Blatt berichten. Er wird dabei in einen
Sumpf aus politischen und medienpolitischen Verstrickungen hineingezogen.
Das eigentlich Interessante an dem Thriller des Journalisten Philipp Probst
ist jedoch nicht der Mordfall an sich, sondern dessen Schilderung der
Medienszene. Er offenbart die Niederungen eines um Auflage bestrebten
Boulevard-Journalismus, wo einer dem anderen nichts gönnt. Vor allem
kein Journalist dem anderen einen Aufmacher. Kollegialität steht unter
den Redakteuren nicht unbedingt an oberster Stelle. Besonders heikel
wird es, als der Politikressortchef Jonas Haberer mit seiner Story über
eine etwaige Armee-Abschaffung in der Schweiz den Fall um Nationalrat
Jasper auf Seite drei verdrängt und sich mit seiner Geschichte nach vorne
schiebt. Dann wird auch noch der Hund des Politikers erschossen in
den Bergen aufgefunden und Haberer in einem Helikopoter gesichtet.
Daten wie ein USB-Stick werden von dem Journalisten Alex Gaster
unterschlagen, ferner soll er den Hüttenwirt Fritz Balmer beim Biere
befragen und ihm so Geheimnisse entlocken. Der Thriller wirkt wie
die Aufzeichung von Insiderwissen, das der Autor gut zu kennen scheint.
Es ist ein sehr flüssig geschriebener, spannender Roman, der sicher
auch all diejenigen begeistern wird, die einmal durch das Schlüsselloch
in die Welt der Medien blicken wollen. Leider wird das schlechte
Image von Journalisten mit Klischees bedient. Der Autor Philipp Probst
wurde in St. Gallen geboren, arbeitete 20 Jahre lang als Reporter und
lebt und arbeitet heute in Basel. Sein erster Roman "Der Fürsorger"
wurde verfilmt.
(c) Corinna S. Heyn


Philipp Probst,
Der Storykiller.
446 Seiten.
Hardcover
Appenzeller Verlag 2011
Preis: 39,80 Sfr.